Mittelstand im Fokus: Die Digitale Roadmap ist Chefsache
Dank einer durchgängigen Vernetzung von Wissen und Information ist es heute möglich, bestehende Geschäftsfelder internetbasiert zu dynamisieren, Unternehmensabläufe zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
So erweitert die Digitalisierung den Handlungsspielraum eines jeden Unternehmens um ein Vielfaches. Allerdings nur, wenn verstanden wird, wie Digitalisierung für das eigene Unternehmen umgesetzt werden kann.
In einer Expertenrunde auf der CeBIT im Rahmen der Mittelstandslounge, und live per „Hangout“ aufgezeichnet, standen dazu folgende Fragen auf der Agenda:
- Warum sollte man die Entwicklung einer Digitalen Roadmap zur Chefsache erklären?
- Warum ist es sehr empfehlenswert, Mitarbeiter zu Akteuren der Digitalisierung zu machen?
- Warum spielt es eine wichtige Rolle, bereits heute digitale Business-Szenarien für morgen zu simulieren?
Teilnehmer waren Heinz-Paul Bonn, Vorstandsvorsitzender, GUS Group AG & Co. KG; Floris van Heijst, General Manager Mittelstand & Partner, Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Deutschland GmbH, Microsoft Deutschland GmbH; Harald Esch, Area Vice President Commercial, salesforce.com Germany GmbH; Stefan Wagner, General Manager für Media, Sports & Entertainment, SAP SE und die Moderation übernahm Andreas R. Fischer, Initiator der Mittelstandsinitiative „digitalize your business“, G+F Verlags- und Beratungs- GmbH.
Den Mittelstand praktisch bei der Digitalisierung unterstützen
Soviel schon einmal vorweg: Die Teilnehmer der Runde waren sich einig, dass die Digitalisierung im Mittelstand so vielseitig ist wie der Mittelstand selbst.
Eine Diskussion entstand bei der Frage der Entstehung neuer Geschäftsmodelle und -prozesse durch die Digitalisierung. Auch wenn laut einer aktuellen Studie des IDC Mittelständler zwar mehrheitlich nicht glauben, dass IT und Innovation dazu führt, dass sich ihr Geschäftsmodell verändert, sind allerdings dieselben Studienteilnehmer davon überzeugt, dass IT die Geschäftsprozesse beeinflusst.
Die Meinung der Experten: Auf jeden Fall entstehen durch die IT-Unterstützung Möglichkeiten, neue Geschäftsfelder anzugehen und Prozesse effektiver sowie schneller zu gestalten. Worauf es aber ankommt, ist, ständig zu prüfen, was für das Unternehmen gut ist, wohin es will und wie IT diese Entwicklungen unterstützen kann.
Der Kunde steht im Mittelpunkt
Letzten Endes bestimmt der Kunde, wie schnell die Digitalisierung abläuft, welche Arbeitsabläufe verändert oder eventuell adaptiert werden müssen und welche nicht.
Auch wird in vielen Unternehmen nicht mehr ein Produkt für Tausende von Kunden hergestellt. Es werden 1.000 Produkte für 1.000 Kunden sein, da die Kundenwünsche die Produktion bestimmen werden. Diese Entwicklung wird in fast jeder Branche stattfinden, wenn sie sich auch unterschiedlich schnell durchsetzen wird.
Mitarbeiter werden zu Treibern der Digitalisierung
Eine wichtige Rolle im Rahmen der Digitalisierung spielen aber auch die Mitarbeiter. Denn sie sind privat digital oft viel fortschrittlicher ausgestattet und auch fortgebildet als die Unternehmen. Empfehlenswert ist es, diese Erfahrung und dieses Wissen zum Vorteil zu nutzen. So können Abläufe aufgrund des privaten Know-hows optimiert und als interner Treiber genutzt werden.
Auch die spezifische digitale Ausbildung von jungen Menschen sollte vom Management gefördert werden, so dass eine Transformation von innen heraus stattfinden kann.
Digitale Roadmap für den Mittelstand
Wie kommen Mittelständler jetzt aber zu ihrer eigenen digitalen Roadmap? Wie können sie Erfahrungen, Best Practices und Empfehlungen auf das Unternehmen übertragen?
Es gibt in dem Sinne keinen Masterplan, der auf jedes Unternehmen passt. Um sein eigenes Unternehmen Zug um Zug in eine digitalisierte Organisation umzuwandeln, sind aber auf jeden Fall diese Schritte empfehlenswert:
- Status quo: Zuallererst muss ein Bewusstsein darüber vorhanden sein, wo das Unternehmen steht. Wo besteht der größte Handlungsbedarf?
- Von den Kunden inspirieren lassen: Wichtig ist am Anfang auch die Frage nach neuen möglichen Umsatzmöglichkeiten. Es gilt, sich neue Wege zu überlegen, um mit den Kunden noch enger in Kontakt zu sein. Dann inspirieren auch die Kunden zu neuen Geschäftsbereichen oder Geschäftsmodellen.
- Mitarbeiter als Treiber: Unternehmen sollten das digitale Know-how ihrer Mitarbeiter nutzen.
- Step by Step: Jede Abteilung sollte einzeln betrachtet werden. Ein hilfreicher Ansatz ist die Einteilung in die Bereiche Kunden, Prozesse, Mitarbeiter und Geschäftsmodell. Digitalisierung ist ein iterativer, also sich aufbauender, Prozess der seine Zeit braucht.
- Vernetzung: Im nächsten Schritt sollten Verknüpfungen zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen stattfinden. Fragestellungen sind in diesem Zusammenhang: Wie kann mehr Transparenz erreicht werden? Wie können Daten für Services genutzt werden? etc.
- Kommunikation: Ein wichtiger Aspekt dabei ist der offene und ständige Dialog über Entwicklungen, Fortschritte, sich abzeichnende „Stolpersteine“ etc..
- Unterstützung: Bei Bedarf sollten externe Berater hinzugezogen werden. Das können IT-Dienstleister, Unternehmensberater, aber auch erfahrene Unternehmer-Kollegen sein.
- Los geht’s: Wichtig ist, loszulegen und nicht zuzuschauen, wie die anderen an einem vorbeiziehen.
Fazit
Auch wenn Digitalisierung für die meisten KMU noch ein Zukunftsfaktor mit vielen Fragezeichen ist: Es ist auf jeden Fall ratsam, sich mit ihr zeitnah auseinanderzusetzen. Dabei können die Roadmaps der IT-Hersteller und großer Unternehmen zur Orientierung in den Mikrokosmos des Mittelstands übertragen und mit Augenmaß synchronisiert werden. Das Credo heißt Zusammenarbeit und Dialog.
Heinz-Paul Bonn, Vorstandsvorsitzender, GUS Group AG & Co. KG
„Ich halte es für gefährlich, diese groß angelegte Vision der Digitalisierung als normales Großprojekt zu betrachten. Es geht für mittelständische Unternehmen darum, Optimierungspotenziale mit Augenmaß zu identifizieren, die dann auch dem Mittelstand mit seiner kurzen Reichweite einen schnelleren ROI bringen. Damit er da dran bleibt und er die Wettbewerbsfähigkeit behält und verbessert.“
Floris van Heijst, General Manager Mittelstand & Partner, Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Deutschland GmbH, Microsoft Deutschland GmbH
„Nicht warten bis ein anderer es tut, sondern es selber machen.“
Harald Esch, Area Vice President Commercial, salesforce.com Germany GmbH
„Von Masterplan zu sprechen ist schwierig. Es gibt Ideen, die umgesetzt werden. Erst in den einzelnen Bereichen, dann geht es um die Verknüpfung.“
Stefan Wagner, General Manager für Media, Sports & Entertainment, SAP SE
„Abläufe lassen sich nicht ändern, aber mit Unterstützung der IT die Produktivität und der Zeitaufwand. Die Prozesse werden nicht neu erfunden.“
Andreas R. Fischer, Initiator der Mittelstandsinitiative „digitalize your business“,
G+F Verlags- und Beratungs- GmbH„Es muss mit einfachen Möglichkeiten erkennbar sein, wo der größte Handlungsbedarf in einem Unternehmen ist.“